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Presse-Reaktionen |
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Problematisch wird
es, wenn das Gefühl benachteiligt zu sein, zum ständigen
Begleiter wird. Wer Vorteile und Glück immer nur bei Anderen
wahr nimmt und im eigenen Leben ausschließlich die Nachteile
sieht, ist dauernd unzufrieden. "Das passiert vor allem Menschen,
die sich sehr stark an den Bewertungen Anderer orientieren und nicht
darauf achten, was sie persönlich für gut und schön
befinden", erläutert Hemschemeier.
Ein Beispiel: Ich kaufe mir einen gebrauchten Kleinwagen, weil ich
nur im Stadtverkehr unterwegs bin, und stecke das gesparte Geld
lieber in die Renovierung der Wohnung. Macht ein Kollege, dem große
und schicke Autos wichtig sind, eine abfällige Bemerkung, kommt
es darauf an, wie ich damit umgehe. Übernehme ich seine Sichtweise
der Dinge, werde ich ab sofort mit meinem Kleinwagen unzufrieden
sein und damit hadern, dass ich mir kein größeres Auto
leisten kann. Mache ich mir aber bewusst, dass mir die neu renovierte
Wohnung viel wichtiger ist und mehr Freude macht als ein großes
Auto, kann ich gut damit leben.
Eine weitere Quelle für permanente Benachteiligungsgefühle
ist die Erwartung, das Glück müsse von außen kommen.
"Wenn ich im Lotto gewinnen würde, wenn ich ein Auto oder
ein Haus hätte... dann wäre ich glücklich."
Ein Irrtum. Ständig Dingen und Äußerlichkeiten hinterherzujagen,
die kaum zu erreichen sind, ist sicher nicht der Weg zu mehr Zufriedenheit.
Um das Gefühl, vom Schicksal benachteiligt zu sein, loszuwerden,
rät Christian Hemschemeier:
Das Positive sehen lernen
Lenken Sie Ihren Blick bewusst wieder
mehr auf das, was in Ihrem Leben positiv ist. Wir neigen dazu, Dinge,
die für uns selbstverständlich sind, nicht mehr wahrzunehmen.
Schreiben Sie dazu jeden Tag eine Begebenheit auf, die gut gelaufen
ist, etwas was schön für Sie war, auch wenn es sich vordergründig
nur um eine Kleinigkeit handelt. Mit der Zeit werden Sie sehen,
wie viel Schönes sich in Ihrem Leben findet.
Beginnen Sie mit einem Genusstraining. Es sind nicht nur die großartigen
Ereignisse, die das Leben lebenswert machen. Versuchen Sie, die
kleinen Alltagsfreuden wieder zu entdecken. Sicher haben Sie das
eine oder andere schöne Bild in Ihrer Wohnung hängen.
Betrachten Sie es doch öfter einmal eingehend. Hören Sie
sich öfter Ihr Lieblingsmusikstück an, und genießen
Sie es, ohne etwas Anderes zu tun. Registrieren Sie die Schönheiten
der Natur, die Blumen des Nachbars Garten, den strahlend blauen
Himmel. Wer Augen und Ohren offen hält für die kleinen
Freuden, wird Sie auch entdecken.
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"Apothekenumschau" September 2004 -
Artikel "Das Glück der Anderen"
im Volltext
Seit Monaten suche
ich nach einer halbwegs bezahlbaren Wohnung mit hübschen Balkon
- und dann erzählt die Kollegin, dass sie in eine schicke und
supergünstige Dachterrassenwohnung zieht, die sie über
Bekannte ergattert hat! Oder: Ungeduldig warte ich an der Supermarktkasse,
die Zeit drängt, der Kindergarten macht gleich zu - und natürlich
geht es an der anderen Kasse viel schneller.
Während man sich selbst ständig abstrampelt und immer
nur Nieten zieht, scheint das Glück den Anderen förmlich
nachzulaufen. Warum haben es die nur immer leichter?
Schuld ist der Knick
in der Optik
Auch wenn Sie überzeugt sind, dass Sie ein ausgesprochener
Pechvogel sind und die Anderen stets das leichtere Los und das größere
Stück vom Kuchen erwischen - in aller Regel täuscht dieser
Eindruck. Unsere Wahrnehmung stimmt nur in den seltensten Fällen
mit den Tatsachen überein. Was wir von der Umwelt registrieren,
hängt immer auch von uns selbst ab, von unseren Einstellungen,
von dem was wir im Moment fühlen und was uns wichtig ist. So
hat kürzlich eine britische Studie gezeigt, dass wir die Last
anderer viel leichter einschätzen, wenn wir eine schwere Aufgabe
zu erfüllen haben. In der Untersuchung des University College
in London sollten Versuchspersonen unterschiedlich schwere Gegenstände
tragen. Gleichzeitig beobachteten Sie andere Menschen, die das Gleiche
taten. Ergebnis: Immer wenn sie selbst schwerer schleppen mussten,
schätzten die Teilnehmer das Tragegewicht der Anderen als ganz
leicht ein. Sobald wir eine Last zu stemmen haben, ist es mit der
realistischen Einschätzung vorbei. Wir leiden dann gewissermaßen
an einem Knick in der Optik.
Hin und wieder neidvoll auf das vermeintliche Glück Anderer
zu schielen und zu glauben, selber vom Schicksal benachteiligt zu
sein, ist also normal und passiert jedem. "Der Mensch ist entwicklungsgeschichtlich
darauf gepolt, eher das Negative wahrzunehmen", erklärt
der Hamburger Diplom-Psychologe Christian Hemschemeier. Schließlich
war es für unser Leben von enormer Bedeutung, Fehler und Probleme
schnell auszumachen. "Dass wir uns mit Anderen vergleichen
und dabei vermeintlich schlechter abschneiden, hat aber auch heute
noch positive Seiten", sagt Hemschemeier. Wer genau hinschaut
und ehrlich zu sich selbst ist, kann eigenen Wünschen und Sehnsüchten
besser auf die Spur kommen und dann die Weichen richtig stellen.
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© 2001-2016, Dipl.-Psych. C. Hemschemeier, Psychologische Praxis
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